Bei einer Baufinanzierung ist in der Regel immer Eigenkapital erforderlich. Als Eigenkapital gilt, einfach formuliert, sämtliches Vermögen, welches nicht von der Bank stammt, sprich kein Fremdkapital darstellt. Was konkret Banken als Eigenkapital akzeptieren, welche Möglichkeiten Sie haben, wenn Sie nicht genügend Bar- bzw. Sichteinlagen haben und welche Höhe Eigenkapital wichtig ist, zeigt Ihnen dieser Artikel.
Was akzeptieren Banken als Eigenkapital?
In den Details unterscheiden sich die Banken voneinander, wenn es darum geht, was alles als Eigenkapital akzeptiert wird. Es gibt jedoch einige grundlegende Dinge, die alle Banken akzeptieren. Darunter fallen:
- Bargeld
- Gelder auf Girokonten, Tagesgelder oder kurzfristig verfügbare Termingelder
- Kapital welches langfristig in Festgeldern oder Sparbriefen angelegt ist
- Bausparguthaben
- Guthaben einer Kapitallebensversicherung
- Wertpapiere wie Anleihen, Aktien oder auch Fonds
- Edelmetalle wie Gold und Silber
Die hier genannten Punkte sind quasi Vermögen, welches der Kunde besitzt, bei Bedarf relativ schnell liquidieren kann und für den Kauf bzw. Bau der Immobilie verwenden möchte. Vielleicht sind einige Gelder etwas längerfristig angelegt. Wenn es sich jedoch dabei um Festgelder oder Sparbriefe bei Banken handelt, so akzeptieren Kreditinstitute das ebenfalls als Eigenkapital. Hier könnte eine Zwischenfinanzierung oder eine Abtretung die Lösung sein.
Auch Bausparguthaben sowie Lebensversicherungen müssen Sie nicht verkaufen, sondern können Sie an die Bank abtreten.
Noch ein Wort zu Wertpapieren und Edelmetallen: Wenn Sie diese verwenden möchten, dann müssen Sie diese natürlich zuvor verkaufen und den Erlös in die Finanzierung einbringen. Banken werden Ihre Goldbarren nur in den allerwenigsten Fällen direkt als Sicherheit akzeptieren. Wertpapiere können im Kurs schwanken, ebenso wie der Gold- und Silberpreis. Sollte also noch etwas Zeit bis zum Verkauf vorhanden sein, dann kalkulieren Sie am besten einen Abschlag ein. Wie hoch dieser sein soll, kann man pauschal nicht sagen, da es sehr stark vom konkreten Wertpapier abhängig ist. Je volatiler die Anlage, desto größer der Sicherheitsabschlag.
Was gilt noch als Eigenkapital außer Geldmittel?
Neben den klassischen Geldmitteln gibt es jedoch noch ein paar andere Dinge, die Banken in der Mehrzahl als Eigenkapital akzeptieren. Sollten Sie also nicht genügend „Kleingeld“ haben, dann lohnt es sich vielleicht, auf diese Alternativen bzw. Ergänzungen zurückzugreifen. Dabei geht es um:
- Ein bereits vorhandenes Grundstück auf dem das Haus errichtet werden soll
- Darlehen vom Arbeitgeber oder von Verwandten
- Eigenleistungen (die sogenannte Muskelhypothek)
Möglicherweise haben Sie auch andere Immobilien, die mittlerweile schuldenfrei sind. Wenn dem so ist, können Sie dies ebenfalls im Gespräch mit der Bank einfließen lassen. Es handelt sich zwar dann nicht um Eigenkapital im Wortsinn, weil Sie da ja kein direktes Kapital erhalten und die Bestände nicht direkt etwas mit Ihrem neuen Kauf zu tun haben. Ansonsten müssten Sie die Immobilien ja verkaufen. Allerdings können Sie diese Immobilien als Sicherheit nutzen. Wichtig ist, dass keine Grundschulden mehr auf den Immobilien lasten.
Ein bereits vorhandenes und nicht belastetes Grundstück, auf dem das Haus gebaut werden soll, zählt als Eigenkapital – wenn auch nicht bei jeder Bank. Schließlich reduziert sich damit die benötigte Darlehenssumme. Außerdem erhöht es den Wert der gesamten Immobilie. Bei einer Zwangsversteigerung würde das Grundstück ja ebenfalls mit versteigert werden und nicht nur das Haus darauf.
Darlehen vom Arbeitgeber oder von Verwandten
Darlehen von Ihrem Arbeitgeber gelten ebenfalls als Eigenkapital, auch wenn Sie das Geld quasi durch einen Kredit erhalten haben. Beachten Sie hier aber bitte, dass Sie gewisse gesetzliche Regelungen beim Vertrag einhalten, sodass es sich auch wirklich um ein Arbeitgeberdarlehen handelt.
Wenn Sie Gelder von Ihren Verwandten im Rahmen eines Kredits erhalten, dann können Sie das Geld ganz einfach als Ihr vorhandenes Eigenkapital ausgeben. Wichtig ist, dass Sie die Kreditrate an Ihre Verwandten auch ohne Probleme leisten können. Dann besteht auch kein Zwang, der Bank die Herkunft des Geldes zu erklären. Denkbar wäre ja auch, dass Sie das Geld im Rahmen einer Schenkung erhalten. Insbesondere dann, wenn Eltern ohnehin an ihre Kinder Kapital vererben möchten.
Eigenleistungen – Den Wert nicht überschätzen!
Eigenleistungen fallen ebenfalls in die Kategorie Eigenkapital. Begründen lässt sich das damit, dass Sie ja damit das Gelder für Handwerker sparen können und sich so die Kreditsumme reduziert. Allerdings dürfen Sie den Wert von Eigenleistungen nicht überschätzen. Die Materialkosten haben Sie ja dennoch. Sie sparen also „nur“ die reinen Arbeitskosten. Bedenken Sie dabei bitte, dass Sie nicht nur über das notwendige Know-how verfügen müssen, sondern auch über die erforderliche Zeit. Im Allgemeinen setzen Kreditinstitute hier höchstens einen Wert zwischen 15.000 und 20.000 Euro an.
Wie viel Eigenkapital benötige ich?
In diesem Zusammenhang ist sicher noch die Frage interessant, wie viel Eigenkapital man denn bei einer Baufinanzierung überhaupt benötigt. Häufig wird hier die Zahl 20 bis 30 Prozent genannt. Und in vielen Fällen mag das auch zutreffend sein. Allerdings ist das von zwei Faktoren abhängig: die absolute Darlehenshöhe und die damit verbundene Kreditrate sowie dem persönlichen Einkommen.
Beträgt der Kaufpreis einer Immobilie beispielsweise nur 80.000 Euro, so werden Sie sich vermutlich die Rate selbst ohne Eigenkapital und mit einer vergleichsweisen hohen Tilgung gut leisten können. In diesem Fall spielt die Eigenkapitalquote eine eher untergeordnete Rolle. Soll der Kaufpreis jedoch 1.000.000 Euro betragen, dann hätten Sie selbst mit 30 Prozent Eigenkapital immer noch einen stattlichen Baukredit abzuzahlen mit einer entsprechend großen Kreditrate (im 4-stelligen Bereich). In diesem Fall kommt dem Eigenkapital mehr Bedeutung zu.
- Im Schnitt sollten 20 bis 30 Prozent der Kauf- bzw. Bausumme aus Eigenmitteln bestritten werden
- Abhängig ist das aber vor allem von der Darlehenshöhe und der persönlichen Bonität
- Je geringer die Kaufsumme, desto untergeordneter ist die Eigenkapitalquote
Fazit: Eigenkapital ist mehr als nur Geldmittel
Wie der Artikel gezeigt hat, akzeptieren Banken nicht nur Geldmittel als Eigenkapital. Darunter würden zum Beispiel Barvermögen, Gelder auf Giro- oder Sparkonten, Tagesgelder, Festgelder sowie Anlagen in Wertpapieren zählen. Auch ein bereits vorhandenes und nicht belastetes Grundstück, Darlehen von Verwandten, vom Arbeitgeber sowie Eigenleistungen können vom Geldinstitut als Eigenkapital angesehen werden.
Der Großteil wird wahrscheinlich in den meisten Fällen ganz klar das Geldvermögen ausmachen sowie ein vorhandenes Grundstück. Den Wert von Eigenleistungen sollten Sie beispielsweise nicht zu hoch ansetzen.