Die privaten Baufinanzierungen sind für die Banken und die Sparkassen ein sehr wichtiger Geschäftszweig. Die jetzt veröffentlichten Zahlen für Ende 2022 verheißen aber nichts Gutes. Das Geschäft mit privaten Baufinanzierungen ist im wahrsten Sinne des Wortes eingebrochen. Ähnlich schlecht war der Stand zuletzt 2011. Der Rückgang des Neukunden-Umsatzes trifft die Kreditinstitute nachhaltig, keine Frage. Wir haben für Sie die Informationen.
November im Vergleich zum Vorjahr um 39 Prozent schlechter
Die Analysefirma Barkow Consulting hat die Kreditvolumina für November 2022 veröffentlicht. Dabei hat sich gezeigt, dass der Monat sogar noch schlechter war als der September und der Oktober. Die privaten Immobilienfinanzierungen sind im Vergleich zum November 2021 um 39 Prozent eingebrochen. 2022 haben die Banken und Sparkassen für den privaten Bau „nur“ 13,6 Milliarden Euro an Darlehen vergeben.
Schaut man auf den Rückgang der Baufinanzierungen innerhalb des letzten Jahres, wird der Rückgang der privaten Baukredite in Deutschland noch deutlicher. Im März 2022 lag der Darlehensvergabe noch auf einem Rekordwert von 32 Milliarden Euro, ergo das Volumen ist um 60 Prozent gesunken. Ähnlich schlechte Zahlen der Neukreditvergabe hatte es zuletzt im Juni 2011 gegeben.
Zahlen schon im September und im Oktober im Keller
Barkow Consulting erstellt die monatlichen Analyse auf Grundlage der Zahlen der Bundesbank und der Europäischen Zentralbank. Bereits in den Vormonaten hat die Analysefirma Negativ-Rekorde bei den frischen Krediten vermelden müssen. Im September war ein Einbruch von 28 Prozent zu verzeichnen, im Oktober ein Rückgang um 32 Prozent, jeweils bezogen auf die Zahlen des Vorjahres.
Die Gründe für den Einbruch der Immobilienfinanzierungen
Die Gründe für den Rückgang des privaten Immobilen-Kreditgeschäftes sind vielfältig. Das zurückgegangene Interesse der Kunden hat verschiedene Gründe. An erster Stelle ist sicherlich die allgemeine Weltlage zu nennen, die in weiten Teilen der Gesellschaft für Verunsicherung sorgt. Zahlreiche, junge Familien stellen sich aktuell die Frage, ob sie sich in ein Kreditrisiko stürzen wollen bzw. können. Ist der eigene Arbeitsplatz sicher? Ist der Lebensunterhalt für die kommenden Jahre gesichert? Können die Kreditraten tatsächlich gezahlt werden? Nicht wenige Bauinteressenten haben wir eigentlichen Neubauvorhaben – zumindest vorerst – auf Eis gelegt.
Zinsen sind rapide gestiegen
Der zweite Grund sind ohne Frage die Zinsen. Die Bauzinsen sind im Vergleich zu Jahresbeginn 2022 um knapp 4 Prozent gestiegen. Zeitweise lag der Wert sogar über der Schwelle von 4 Prozent. Die Europäische Zentralbank hat die Leitzinsen seit Sommer sukzessive erhöht. Die Wirkung auf die Bauzinsen war zu erwarten. Schaut man sich die derzeitige Vorgehensweise der EZB an, verbunden mit der noch immer hohen Inflation ist davon auszugehen, dass der Leitzins – und damit auch die Bauzinsen – noch weiter steigen werden.
Bauen ist teurer geworden
Negativ für die Vergabe der Hypotheken-Darlehen hat sich zudem die Entwicklung der Kosten fürs Bauen ausgewirkt. Die Baumaterialen sind in den zurückliegenden Monaten aufgrund der Inflation deutlich teurer geworden. Wer heute ein Neubau plant, muss tiefer in die Tasche greifen als noch vor wenigen Monaten. Bei einigen Materialen gibt’s zudem Lieferengpässe, die sich ebenfalls in der Baupreiskalkulation widerspiegeln.
Rückgang in den Bank-Bilanzen 2022 noch nicht spürbar
Die Baufinanzierungsschwäche trifft die Sparkassen und Banken. Der Rückgang wird sich in den Bilanzen der Kreditinstitute 2022 jedoch noch nicht zeigen. Fakt ist, die privaten Baufinanzierungen nehmen 43 Prozent der Darlehen in den Kreditbüchern der hiesigen Banken ein.
Die Unternehmen profitieren noch vom Bauboom, der bis in den Frühsommer 2022 angehalten hat. Die Banken haben in den ersten beiden Quartalen des Jahres Rekordsummen an Baukrediten vergeben. Wie der Verband der Volks- und Raiffeisenbank mitteilte, ist somit in der Jahresstatistik der privaten Baudarlehen noch immer mit einem Plus von 6 Prozent zu rechnen. 2023 wird’s dann natürlich anders aussehen. Der Ausblick ist eher trübe. Der Sparkassenverband hat in seiner Stellungnahme verdeutlicht, dass sich neben den erwähnten Indikatoren auch die erhöhte Eigenkapitalanforderungen der Banken negativ auf das Kreditgeschäft ausgewirkt haben.
Das Gesamtvolumen der vergebenen, offenen Baukredite in Deutschland lag im September 2022 bei 1,55 Billionen Euro, auf einem Allzeithoch.