Banken können nicht pleitegehen und schon gar nicht in Deutschland. Die Meinung hat sich in den Bevölkerung quasi verselbständigt. Richtig ist aber, dass Banken Wirtschaftsunternehmen sind, die ein Risiko haben bzw. haben können. Vor wenigen Tagen hat sich nun gezeigt, dass die Kreditinstitute auch hierzulande sinnbildlich den „Finger heben“ können oder müssen. Die North Channel Bank in Mainz ist bankrott. Sie wurde von der Bundesfinanzaufsicht (Bafin) in die Insolvenz geschickt. Wir haben die Information für Sie.
Insolvenz mit Vorankündigung
Wirklich überraschend kommt die Insolvenz der North Channel Bank nicht. Die Fachleute haben seit mehrere Monaten die Entwicklung vorhergesehen. Die Bafin hat nun noch nur gehandelt, richtigerweise den zweiten Schritt der Abwicklung folgen lassen. Die Aufsichtsbehörde hat die North Channel Bank bereits vor einigen Monaten vom Zahlungsverkehr abgeschnitten. Zudem wurde dem Bankhaus verboten, Kundengeschäfte auszuführen. Die Türen des Kreditinstitutes in Mainz hat schon seit Wochen kein Kunde mehr durchschritten.
Der Grund für die Bankpleite der North Channel
Der Grund für die Bankpleite ist recht einfach erklärt. Die North Channel war die in Cum-Ex Geschäfte verwickelt. Die Steuerbetrügereien von Investoren mit Hilfe der Banken haben in den zurückliegenden Jahren für zahlreiche Schlagzeilen in der Presse gesorgt.
Die Mainzer North Channel Bank hat das Geschäft aber nicht aktiv in Deutschland betrieben. Das Bankhaus hat die Betrügereien bzw. die Unterstützung dieser vornehmlich in Belgien und in Dänemark vollzogen. In den Jahren 2012 bis 2015 wurden über die North Channel Bank zahlreiche Aktienpakete hin und her geschoben. Die Finanzämter in Belgien und Dänemark zahlten daraufhin Kapitalertragssteuern aus, zu deren Empfang die Kunden überhaupt nicht berechtigt waren.
Forderung aus Belgien vs. Bilanzsumme
Die anschließenden Ermittlungen haben in Belgien und in Dänemark zu einer Rückforderung der ausgezahlten Gelder geführt. Die Finanzbehörden beider Länder haben die North Channel Bank auf insgesamt 176 Millionen Euro verklagt und letztlich Recht bekommen. Im Zuge der Durchsetzung der Schuld, hat sich herausgestellt, dass die North Channel Bank in Mainz nicht über die erforderliche Liquidität verfügt. Zum Stichtag, 30. November 2022, hat die Bilanzsumme des Geldhauses bei lediglich 123,5 Millionen Euro gelegen. Die Zahlungsunfähigkeit der Bank wurde festgestellt.
Insolvenzverwalter für Abwicklung zuständig
Es ist ausgeschlossen, dass die North Channel Bank nach dem Insolvenzverfahren wieder öffnet. Rechtsanwalt Dietmar Haffa von der Kanzlei Schultze & Braun wurde als Insolvenz-Verwalter beauftragt. Haffa muss sich in den kommenden Wochen und Monaten mit der vollständigen Abwicklung des Geldhauses beschäftigen. Die Bafin hat der Bank offiziell ein Veräußerungs- und Zahlungsverbot erteilt. In der offiziellen Mitteilung der Bundesfinanzaufsicht heißt es, dass die North Channel Bank chronisch defizitär sei und kein nachhaltiges Geschäftsmodell mehr besitzt.
Kundensicherheit bis zu 100.000 Euro gegeben
Zuletzt hatte die Mainzer Bank noch rund 500 Kunden. Konten wurden vornehmlich für Privatpersonen geführt, die sich um ihr Geld zumindest bis zu 100.000 Euro keine Sorgen machen müssen. Sie durch die gesetzliche Einlagesicherung geschützt. Der Banken-Fond springt ein und wird die Einlagegelder, unabhängig vom Insolvenzverfahren, auszahlen. Nach unseren Informationen hatten aber auch einige Kommunen Geld bei der North Channel Bank in Mainz geparkt. Die Städte und Gemeinden müssen abwarten, welche Geldverteilung vom Insolvenzverwalter vorgenommen wird.
Keine Relevanz für deutschen Banken-Sektor
Eine Bankpleite ist immer ein unangenehme Angelegenheit und zwar für den gesamten Finanzmarkt in Deutschland. Die North Channel Bank bringt die Finanzbranche in ein etwas „unschönes“ Licht. Richtig ist im konkreten Fall der Mainzer aber, dass die Bankabwicklung auf den deutsche Finanzmarkt faktisch keine konkreten Auswirkungen hat. Es wird keinen Domino-Effekt geben, da es sich a) um eine sehr kleine Bank gehandelt hat und b) der Grund auch sehr speziell ist.
Zur Geschichte der North Channel Bank
Das Kredithaus in Mainz war fast 100 Jahre alt. Es wurde einst 1924 in der Hauptstadt in Berlin gegründet unter dem Name Bankhaus Oswald Kruber GmbH & Co. KG. Der Umzug nach Mainz erfolgte nach dem zweiten Weltkrieg. Die Bank hatte sich vornehmlich auf vermögende Privatkunden spezialisiert. 2009 wurde das Kreditinstitut von einer amerikanischen Investoren-Gruppe übernommen, die es dann in die North Channel Bank GmbH & Co. KG umfirmierte.