Was steht uns noch bevor? Die Inflation 2022 ist in Deutschland auf einen Rekordwert gestiegen. Geht’s 2023 in der gleichen Art und Weise weiter oder ist mit einer Abschwächung der Preissteigerungen zu rechnen. Wir werfen einen Blick voraus.
Die Gründe für die Inflation: Der Krieg ist nur teilweise schuld
Sehr oft wird in den Mainstream-Medien vermittelt, dass die Inflation einzig und allein auf den Krieg zwischen Russland und der Ukraine zurückzuführen ist. Die deutschen Verbraucher leiden und „Schuld“ ist Putin. Mit der Wahrheit hat dies aber nur teilweise etwas zu tun. Richtig ist, dass die Energiepreise nach Kriegsbeginn kurzzeitig enorm nach oben gesprungen sind. Der Markt war milde ausgedrückt unruhig. Wer sich jedoch die Zahlen in den Statistiken genau anschaut, wird erkennen, dass die Kosten für Strom, Gas und Öl bereits vor dem Krieg kontinuierlich gestiegen sind. Grund hierfür ist die Neuausrichtung der Politik, in Richtung „Grün“. Ein zusätzliche Inflationstreiber waren aber auch die Unternehmen. Wir denken an dieser Stelle vor allem an die Mineralölkonzerne, die sich in der Krise im wahrsten Sinne des Wortes eine goldene Nase verdient haben.
Corona sorgt für Unterbrechung der Lieferketten
Die Corona-Pandemie hat ebenfalls wesentlich zur allgemeinen Verteuerung der Waren und Güter beigetragen. Viele Lieferketten wurden unterbrochen. Einige Produkte waren Mangelware, so dass die Preise logischerweise angezogen haben.
Zinspolitik der EZB – ein Eigentor
Nicht vergessen möchten wir aber, dass die Inflation in Deutschland in gewisser Art und Weise auch hausgemacht ist. Die Europäische Zentralbank hat über viele Jahre eine Null-Zinspolitik verfolgt, die von zahlreichen Wirtschaftsfachleuten zurecht kritisiert wurde. Die EZB hat die Wirtschaft mit Geld geflutet. Es wurden Anleihen von Banken und Unternehmen in Milliarden-Paketen aufgekauft.
Es ist eine alte Weisheit, dass niedrige Zinsen und eine lockere Geldpolitik die Inflation fördern. Gesehen hat es bei der EZB niemand bzw. wollte es niemand sehen. Es ist kein Geheimnis, dass die Führungsgremien in der Europäischen Zentralbank in Südeuropäern dominiert werden, die ohnehin eher als inflationsaffin gelten.
Die Inflation in Deutschland in den zurückliegenden Jahren
In unserer folgenden Aufstellung sehen Sie die Entwicklung der Inflation in Deutschland in den zurückliegenden Jahren:
- 2009 = 0,3 %
- 2010 = 1,0 %
- 2011 = 2,2 %
- 2012 = 1,9 %
- 2013 = 1,5 %
- 2014 = 1,0 %
- 2015 = 0,5 %
- 2016 = 0,5 %
- 2017 = 1,5 %
- 2018 = 1,8 %
- 2019 = 1,4 %
- 2020 = 0,5 %
- 2021 = 3,1 %
- 2022 = 7,8 %
Die Prognose der Inflation für 2023 in Deutschland
Die Prognose für das Inflation 2023 in Deutschland ist von mehreren Organisationen mittlerweile veröffentlicht. Die Finanz- und Wirtschaftsexperten gehen von einem durchschnittlichen Anstieg der Preise 2023 von 5,1 Prozent aus. Die Kerninflation – ohne Einrechnung der Energiepreise zum Beispiel – wird in den Vorhersagen auf 4,9 Prozent geschätzt. Eine Ausnahme in der Prognose für die Inflation in Deutschland 2023 ist das Münchner Ifo Institut, welches noch immer mit einem Anstieg der Kosten von 6,2 Prozent rechnet.
Ob die Zahlen der Experten schlussendlich tatsächlich zutreffen bleibt abzuwarten. Sicher sind sich die Fachleute eigentlich nur, dass es 2023 keine weiteren Extremsprünge wie in den zurückliegenden Monaten geben wird. Fakt ist aber auch, dass die Vorhersage für den Februar 2023 bereits neben dem Ergebnis lagen. Die Prognose war um ca. 1,5 Prozent niedriger als der reale Preisanstieg, der letztlich eingetreten ist.
Inflation in Deutschland im Vergleich mit anderen Ländern
Interessant ist ohne Frage der Inflationsvergleich innerhalb der Europäischen Union, in dem Deutschland nicht wirklich gut dasteht. Schaut man ausschließlich auf die Gründungsmitglieder der EU, so nimmt Deutschland einen der hinteren Ränge ein. In Frankreich zum Beispiel wird lediglich mit einer Inflationsrate von 4,4 Prozent gerechnet. Selbst Italien liegt mit 6,6 Prozent unter der Inflation 2023 in Deutschland.
Anderseits kann erwähnt werden, dass einige osteuropäische Ländern noch mit deutlich höheren Inflationen zu kämpfen haben. In Tschechien sind die Preise Ende 2022 um stattliche 16,8 Prozent angezogen. In der Vorhersage für 2023 führen Ungarn mit 14,8 Prozent, die Slowakei mit 13,9 Prozent und Polen mit 13,8 Prozent die Liste der Problemstaaten an.
Apropos. Die Wirtschaftskrise ist weltweit spürbar. Die europäische Inflation hält sich noch einigermaßen in Grenzen. In Südamerika liegen die Kostensteigerungen bei knapp über 25 Prozent. In den afrikanischen Ländern schwankt die Inflationsrate sogar zwischen 32 und 35 Prozent. Wer an dieser Stelle bereits schwerwiegende, wirtschaftliche Turbulenzen vermutet, dem können wir etwas den Wind aus den Segeln nehmen. Von einer gefährlichen Hyperinflation wird erst bei einem kontinuierlichen Preisanstieg von über 50 Prozent gesprochen.
Inflation in Deutschland tatsächlich nur eine Episode?
Fast alle seriösen Wirtschaftswissenschaftlicher gehen momentan davon aus, dass die derzeitige Inflation tatsächlich nur eine Episode ist und dass spätestens ab dem Jahre 2024 mit gravierenden Rückgängen zu rechnen ist.
Die eigentliche Zielstellung im Euro-Raum ist es, die Inflation auf ca. 2 Prozent zu halten. Wann die Preissteigerungen zu diesem Wert zurückkehren werden, mag aber kein Experte wirklich vorherzusagen. Die Inflationsentwicklung ist von den unterschiedlichsten Faktoren abhängig, die sich nicht seriös über Jahre im Voraus bestimmen lassen.
Was wird gegen die hohe Inflation getan?
Es gibt die unterschiedlichsten Wege, mit einer Inflation umzugehen. Selbst die gelehrten Ökonomen kommen an dieser Stelle nicht zu einer einheitlichen Meinung. In Europa gibt’s seitens der Europäischen Zentralbank derzeit nur einen Weg, die Zinserhöhungen. Der Leitzins wurde in den zurückliegenden Monaten mehrfach erhöht, um die Geldmenge zu verknappen. Wirkliche Effekte hat diese Geldpolitik bisher aber noch nicht gezeigt, wobei die Währungshüter ohnehin eher von langfristigen Wirkungen ausgehen. Aktuell sieht es so aus, dass die Inflation 2023 in Deutschland von noch weiteren Zinsschritten nach oben begleitet wird. Das Ende der Zins-Fahnenstange ist noch nicht erreicht.
Ewig kann die EZB den Weg aber nicht fortsetzen. Es muss irgendwann ein Umdenken einsetzen, ansonsten wird das Wirtschaftswachstum drastisch ausgebremst. Schon heute gibt’s alarmierende Zahlen vornehmlich auf der Kredit- und Bauwirtschaft. Die Nachfrage nach Immobilien- und Baufinanzierungen ist zum Beispiel drastisch eingebrochen. Es kann mit hoher Sicherheit davon ausgegangen werden, dass der Negativtrend auf andere Wirtschaftszweige überspringt, sofern die Geldpolitik in der aktuellen Form fortgeführt wird.
Der Staat hat Rettungspakete geschnürt
Nicht vergessen wollen wir, dass der Staat im Vorjahr mehrfach mit Rettungspaketen eingriffen hat, um die Kosten für die Verbraucher (vornehmlich auf den Energiesektor) abzufedern. Die Maßnahmen waren sicherlich nützlich und hilfreich, sind aber mittel- und langfristig kein Weg, mit dem der Inflationsdruck abgefedert werden kann.
Neuer Inflationsdruck von den Gewerkschaften
Auf die Unternehmen kommt bereits die nächste Kostenwelle zu, die zu steigenden Preisen und einem neuen Anheizen der Inflation führen wird. Wir meinen die Lohnerhöhungen.
Die Gewerkschaften haben in den ersten Wochen und Monaten des Jahres 2023 gewaltig mobilisiert und zum Teil sehr, sehr hohe neue Lohnforderungen aufgestellt, von bis zu 15 Prozent und mindestens 500 Euro pro Arbeitnehmer. Wer sich ein wenig in den wirtschaftlichen Zusammenhängen auskennt, wird wissen, dass die Arbeitgeber schlussendlich hohen neuen Tarifverträgen zustimmen werden bzw. müssen. Das Problem ist jedoch, dass dies nicht folgenlos bleiben wird. Die gestiegenen Kosten werden auf die Produkt- und Dienstleistungspreise umgelegt. Am Ende zahlt wieder der Verbraucher.
Die Folgen der Inflation für die Verbraucher
Die Folgen für die Verbraucher der Inflation 2023 in Deutschland sind flapsig gesagt an jeder Ecke spürbar. Das Problem für viele Menschen ist, dass die Inflationsberechnung nicht wirklich in den Teilbereichen angegeben wird. Bei den Lebensmitteln lag die Inflation im Dezember 2022 zum Beispiel bei sehr, sehr hohen 21,2 Prozent. Einige Lebensmittelpreise sind innerhalb der letzten zwölf Monate um 50 bis 60 Prozent gestiegen. Die Energiepreise haben sich in den zurückliegenden Wochen indes etwas stabilisiert. Die zurückgehenden Einkaufskosten an den Weltmärkten für Öl und Gas sowie an der Strombörse dürften sich 2023 aber noch nicht wirklich im Portmonee der Verbraucher widerspiegeln.
Durch die Zinsanhebungen der EZB haben sich zudem die Kreditkosten erhöht. Der Hausbau oder der Hauskauf dürfte 2023 für viele Bürger unerschwinglich sein.
Inflation Deutschland 2023 – So können Sie sich schützen
Wer sich gegen die hohe Inflation 2023 in Deutschland schützen will, muss in jedem Fall im privaten Bereich beginnen. Wichtig ist, dass sich von unnötigen Kosten und Belastungen befreit wird. Optimieren Sie alle ihre Verbraucherverträge. Des Weiteren sollten Sie ihr Einkaufsverhalten verändern. Kaufen Sie bewusst Produkte mit niedrigen Preisen (beispielsweise Eigenmarken der Discounter).
Wer sein Kapital vor der Geldentwertung schützen will, sollte Aktien-Anlagen wählen, beispielsweise ETF-Fonds.
Fazit: Unsere Prognose zur Inflation 2023 in Deutschland
Wir halten die Prognose für die Inflation in Deutschland mit 5,1 Prozent für etwas zu optimistisch. Wir sind uns sicher, dass die Preise auch in diesem Jahr im Durchschnitt stärker steigen. Bereits der Februar hat gezeigt, dass es mit der Inflationsrate nicht wie angenommen abwärts geht.
Aus Sicht der Verbraucher spielt zudem ein zweiter Punkt eine wichtige Rolle. Die eigentliche Inflation bei den „lebenswichtigen“ Produkten ist deutlich höher als die offizielle, durchschnittliche Rate. Richtig ist aus unserer Sicht aber, dass es 2023 keine extremen Inflationssprünge wie im Vorjahr mehr zu erwarten sind. Eine ähnliche Preisexplosion am Energiemarkt wie 2022 ist quasi auszuschließen. Anderseits ist der neue Kostendruck durch die Lohnsteigerungen nicht zu vernachlässigen. Die Gehälter sind für die Firmen ein wichtiger Kostenfaktor, der schlussendlich ohne Zweifel auf die Endpreise durchschlägt. Es kann sein, dass die Gewerkschaften sich in der Nachbetrachtung die Frage stellen lassen müssen, ob man den eigenen Mitgliedern nicht einen „Bärendienst“ erwiesen hat.
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