Die EZB hat 2022 die Zinsen mehrfach erhöht. Seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine ist die Inflation in die Höhe geschossen, auf zum Teil deutlich über 10 Prozent. In den zurückliegenden Wochen ist die Preissteigerung jedoch schwächer geworden, wie die statistischen Zahlen belegen. Trotzdem hält Bundesbank-Chef Joachim Nagel weitere Zinsschritte in den kommenden Monaten für nötig. Der oberste deutsche Währungshüter sieht keine andere Möglichkeit, um die Inflation einzudämmen.
Mit der Einschätzung dürfte der Bundesbank-Chef tatsächlich nicht ganz falsch liegen. Warum? Ganz einfach, Inflation ist natürlich nicht gleich Inflation. Die Preissteigerungen schlagen für die Verbraucher sehr unterschiedlich zu Buche. Richtig ist, dass die Gesamtinflation gesunken ist. Der Grund hierfür sind die staatlichen Eingriffe auf dem Energiepreismarkt. Die Kosten für die Lebensmittel sind im Dezember – im Vergleich zum Vorjahresmonat – aber um satte 20,7 Prozent gestiegen. Allein diese Zahl belegt, dass wir noch lange nicht am Ende der Fahnenstange der Geldentwertung angekommen sind.
Zinserhöhungen haben eine Nachlaufzeit von bis zu zwei Jahren
Joachim Nagel betonte in seinem Statement, dass die Zinserhöhungen der EZB immer eine entsprechende Nachlaufzeit haben. Die Wirkungen einer Anhebung sind erst in einer Zeit von 18 Monaten bis zwei Jahren nach der Anhebung spürbar. Für Nagel ist es daher klar, dass es für 2023 keine Entspannung geben wird. Die Verbraucher müssen Geduld bewahren. Es kann nur gewartet werden. Die Bundesbank-Führung geht in ihren Prognosen für die kommenden Monate davon aus, dass sich die Inflation 2023 letztlich bei ca. 7 Prozent einpegeln wird. Der Rückgang sei aber nicht realwirtschaftlich begründbar, sondern komme aufgrund der Energiepreisbremse zustande.
Der Bundesbank-Präsident plädiert daher dafür, dass die EZB in kommenden Monaten die Zinspolitik noch weiter anzieht. Laut Nagel muss es mehrere Erhöhungen geben, die spürbarer Natur seien. Das letztliche Ziel sei es, die Inflation einzufangen und wieder dorthin zu bringen, wo sie hingehört, nämlich auf maximal 2 Prozent. Ein wenig Licht am Ende des Tunnels gibt’s dann aber trotzdem noch. Joachim Nagel prognostiziert für die 2014 einen sehr deutlichen Rückgang der Preissteigerungen.
EZB setzt auf Glaubwürdigkeit und will Weg fortsetzen
Mit seinen Äußerungen liegt der höchste, deutsche Bankchef damit genau auf Kurs der Europäischen Zentralbank. Im Gegensatz zur Vergangenheit gibt’s momentan zwischen den EZB und der Bundesbank keine Differenzen. Bei der Geldpolitik gibt’s einheitliche Meinungen.
Die Europäische Zentralbank hatte die Zinsen zuletzt im Dezember 2022 um satte 0,5 Prozentpunkte auf 2,5 Prozent erhöht. Bereits bei der Verkündigung der Zinserhöhung wurde daraufhin gewiesen, dass es bei den nächsten EZB-Sitzungen minimal in ähnlicher Art und Weise nach oben gehen wird.
Laut EZB Vize-Präsident Luis de Guindos sei sein Haus entschlossen die Inflation mit höheren Zinsen zurückzudrängen. Die bisher gefahrene Geldpolitik soll unter keinen Umständen verändert werden, sprich – das mittel- und langfristige Inflationsziel bleibt bei 2 Prozent. Nur diese Zielmarke sei förderlich für die wirtschaftliche Entwicklung in Europa. Es bringe momentan nichts über andere Varianten zu diskutieren, so de Guindos, schon gar nicht bei einer europaweiten Inflation von 10,1 Prozent. In Madrid machte der Vize-Präsident zudem ein Eingeständnis. Wann die Steigerungen beendet werden? Er wisse es nicht und könne derzeit auch keine Prognose abgeben, erklärte Luis de Guindos auf Nachfrage.
Die Auswirkungen der Zinspolitik für die Verbraucher
Die weiter steigenden Zinsen werden natürlich auch für Sie als Verbraucher spürbar werden. Mit was müssen Sie rechnen? Benötigen Sie einen Kredit, wird’s für Sie 2023 nochmals teurer. Die Zinssätze für die Ratenkredite, die Dispokredite sowie für die langfristigen Immobiliendarlehen werden nochmals in Höhe gehen. Wer Geld aufnehmen will, muss tiefer in die Tasche greifen. Für einige Kunden dürfte es sogar richtig eng werden, will heißen – die Finanzierungen lassen sich nicht mehr darstellen und werden von den Banken ablehnt. Insgesamt wir die Nachfrage nach Krediten in Deutschland weiter sinken und zwar spartenübergreifend. Selbst die Autofinanzierungen werden betroffen sein.
Auf der anderen Seite wird’s für die Einlagen wieder höhere Zinsgutschriften geben. Wer aktuell darüber nachdenkt, eine Finanzierungen (mit einem festen, bestehenden Zins) abzulösen, sollte alternativ eine kapitalaufbauende Anlage bevorzugen. Sie können unter Umständen noch ein ordentlichen Plus erwirtschaften, halten ihr Geld und können ihre Verpflichtungen trotzdem bedienen.