Man hatte sich bereits daran gewöhnt: Nach einer EZB-Ratssitzung erklären die Währungshüter in ihrem Ausblick, sich die Option auf noch weiter sinkende Zinsen offenzuhalten.
Doch nach ihrem letzten Treffen vom 8. Juni 2017 verzichteten sie auf diese Option und schlossen weitere Zinssenkungen vorerst aus. Nichtsdestotrotz ließ der EZB-Rat verlauten, dass sich am aktuellen Niveau der Leitzinsen „für längere Zeit“ nichts ändern werde. Dass man bei der EZB die Wachstumsrisiken für den Euro-Raum jetzt als überwiegend ausgeglichen und die konjunkturellen Rahmenbedingungen als verbessert bezeichnet, wird allgemein als erster diskreter Hinweis darauf verstanden, dass eine Lockerung des geldpolitischen Anti-Krisen-Kurses bevorstehen könnte.
Bild: Am aktuellen Leitzins werde die EZB „für längere Zeit“ nichts ändern. Bildquelle: XXLPhoto – 294643442 / Shutterstock.com
Doch noch schreitet der EZB-Rat nicht zur Tat. Vorsichtige Andeutungen sind noch keine handfesten Maßnahmen und die verbesserte Konjunktur und die gemächlich ansteigende Inflation ändern nichts daran, dass die Zinsen auf ihrem historischen Dauertief verharren, dass die Banken für null Prozent Zinsen frisches Zentralbankgeld bekommen und dass die EZB und nationale Notenbanken Monat für Monat für 60 Milliarden Euro Anleihen erwerben.
Der Sinn und Zweck dieser billigen Geldpolitik besteht vornehmlich darin, einerseits den mehr oder weniger hoch verschuldeten Euro-Staaten – also fast allen – die Möglichkeit zu geben, sich günstig Geld am Markt zu borgen, und andererseits die Inflation anzuheizen. Denn fehlende Inflation gilt als Gift für die Konjunktur. Weil – wer damit rechnet, egal ob Unternehmen oder Verbraucher, dass alles sowieso noch billiger oder wenigstens kaum teurer wird, wird dazu tendieren, eine geplante Anschaffung noch ein wenig aufzuschieben. Was natürlich der Wirtschaftsentwicklung alles andere als förderlich ist. Eine Teuerungsrate von knapp unter 2% fänden die Währungshüter ideal. Tatsächlich liegt sie aber bei 1,4%. Dagegen kann man mit dem Wirtschaftswachstum im Euro-Raum durchaus zufrieden sein.
Auch wenn es die Rahmenbedingungen hergeben würden, ein abruptes Ende der Anleihekäufe und der Niedrigzinspolitik könnte drastische Folgen haben: nämlich Verbraucher und Unternehmen, die verunsichert reagieren, Aktienkurse, die einbrechen, und Renditen von Staatsanleihen, die durch die Decke gehen und angeschlagenen Euro-Staaten den finanziellen Teppich unter den Füßen wegziehen.
Lieber sparen oder besser Kredit aufnehmen?
Eine lang anhaltende Niedrigzinsphase, wie wir sie zurzeit haben, bedeutet nun nicht nur, dass die Erträge auf die Ersparnisse geringer ausfallen, sondern auch, dass der Anreiz, seine Konsumwünsche aufzuschieben, geringer wird. Man wird nicht mehr durch Zinsgewinne dafür entschädigt, aktuelle Konsumwünsche auf später verschoben zu haben. Dadurch kann es für einen Haushalt sinnvoll sein, seinen Plan, sich ein neues Auto oder eine neue Küche zuzulegen, jetzt zu realisieren und nicht erst in ein paar Jahren.
Genauso denkbar sind aber auch Haushalte, die auf die niedrigen Zinsen mit einer Erhöhung ihres Sparbetrags reagieren, um ihre finanziellen Vorstellungen für das Alter auf diese Weise sicherzustellen.
Welche dieser Tendenzen letztendlich überwiegen wird, lässt sich gegenwärtig noch nicht eindeutig sagen.
Wie auch immer: In kaum einem anderen Land in Europa ist die Sparquote, also der gesparte Anteil des verfügbaren Einkommens eines privaten Haushalts, so hoch wie in Deutschland. Im Jahr 2016 betrug sie hierzulande 9,7%.
Während nun die aktuelle EZB-Niedrigzinspolitik mit einer unattraktiven Verzinsung der Sparguthaben einhergeht, müssen Verbraucher, die eine Eigentumswohnung, ein Auto oder auch lediglich die Urlaubsreise mit einem Kredit finanzieren wollen, dafür deutlich weniger tief in die Tasche greifen als während einer Hochzinsphase.
Kreditarten
Für Privatpersonen gibt es eine Vielzahl von Kreditformen. Die bekanntesten dürften die Verfügungskredite und die Anschaffungskredite, wie Raten- bzw. Konsumentenkredite, sein.
Die Anschaffungskredite sind oft zweckgebunden wie zum Beispiel der Autokredit oder der Immobilienkredit. Auch Eilkredite und Kleinkredite gehören in diese Kategorie.
Außer der Wahl einer bestimmten Kreditart muss entschieden werden, ob ein Kredit mit oder ohne Schufa aufgenommen werden soll.
In Deutschland wird ein Ratenkredit standardmäßig in der Schufa vermerkt, also als „Kredit mit Schufa“.
Ein Antragsteller, der seinen Status bei den Banken, die die Schufa einsehen können, nicht beeinträchtigen will, kann sich für ein Kreditangebot ohne Schufa entscheiden. In diesem Fall wird kein Eintrag über den aufgenommenen Kredit im Schufa-Register vorgenommen. Somit kann jemand, zum Beispiel zum Zwecke einer Umschuldung, auch mit einer negativen Schufa einen Kredit erhalten.
Einen Sonderfall stellt die Baufinanzierung dar. Da die Immobilie als Sicherheit für den Darlehensgeber zur Verfügung steht, sind die Zinsen bei einer Baufinanzierung immer deutlich unter denen für Konsumkredite.
Was ist vor einer Kreditaufnahme zu bedenken?
So verlockend die aktuell niedrigen Zinsen sind, so unabdingbar ist es, sich genau zu informieren, was es bei der Aufnahme eines Kredits zu beachten gilt – sonst könnte ein Darlehen am Ende zu einer Last werden.
Dazu gilt es, sich im Vorfeld über einige grundlegende Punkte Klarheit zu verschaffen:
- Wie hoch ist mein zur Verfügung stehendes Einkommen?
- Wie sicher ist mein Arbeitsplatz?
- Wie steht es um meine Gesundheit?
- Wie hoch sollte der Kreditrahmen mindestens sein?
- Welche Tilgungsrate kann ich stemmen?
Welche Sicherheiten kann ich bieten? Sie sind von zentraler Bedeutung, wenn es um die Festlegung der Konditionen geht.
Die Bonitätsprüfung
Um sich gegen den Verlust der gewährten Kreditsumme zu schützen, überprüft ein Kreditgeber vor der Bewilligung eines Kredits die Bonität, also die Kreditwürdigkeit, eines potenziellen Gläubigers. Diese Bonitätsprüfung soll darüber Auskunft geben, ob der Kreditnehmer in der Lage ist, den aufgenommenen Kredit zu den zu vereinbarenden Konditionen zurückzuzahlen.
Dabei kommt es vor allem auf das monatliche Einkommen an, das eine Mindesthöhe haben und fortlaufend gesichert sein muss.
In der Regel findet auch eine Schufa-Abfrage statt, die darüber Auskunft gibt, ob langfristige Zahlungsversäumnisse und Pfändungen vorliegen oder, auch umgekehrt, pünktlich bediente Kredite.
Aber auch für einen Kreditnehmer besteht die Gefahr, dass er seine finanzielle Lage zu optimistisch einschätzt oder dass Situationen eintreten, die er nicht einkalkuliert hatte, z.B. eine schwere Krankheit oder Arbeitslosigkeit, und die die Rückzahlung des Kredits erschweren oder unmöglich machen. So kann diese Prüfung auch den Kreditnehmer vor einer möglichen Überschuldung schützen.
Nach welchen Kriterien lassen sich Kreditangebote vergleichen?
Um einen Kredit mit möglichst günstigen Konditionen zu ergattern, sollte man unbedingt einen einen aktuellen Kreditvergleich zu Rate ziehen oder unseren unseren Kreditrechner nutzen.
Dabei wären folgende Kriterien heranzuziehen:
- Welche Möglichkeiten einer vorzeitigen Abbezahlung des Kredits gibt es?
- Fallen dabei Ablösegebühren an?
- Wird der Abschluss einer Restschuldversicherung verlangt, die im Todesfall die Zahlung ausstehender Raten übernimmt?
- Oder können umgekehrt festgelegte Rückzahlungsraten, z.B. im Fall von Arbeitslosigkeit, auch mal ausgesetzt werden?
- Und am wichtigsten natürlich: Wie hoch liegt der effektive Zins?
- Welche Rolle spielen bei diesem Zinssatz die Laufzeit, die Höhe des Kreditbetrags und die Höhe der Rückzahlungsraten?
Jetzt Kredit aufnehmen?
Phasen niedriger Zinsen bieten Kreditnehmern aktuell beste Konditionen zur Aufnahme von Darlehen. Dies gilt ebenso für Unternehmen, die ihre Investitionen günstiger finanzieren können, wie für Privathaushalte, die beispielsweise eine Wohnung oder ein Haus erwerben wollen.
Problematisch kann es jedoch werden, wenn niedrige Zinsen Staaten, Banken, Firmen, aber auch Privatpersonen dazu verleiten, sich über ihre Möglichkeiten hinaus zu verschulden.
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