Rums und schon ist der nächste in Luft geflogen. Täglich werden in Deutschland Geldautomaten gesprengt. Laut BKA sind im zurückliegenden Jahr über 500 Geldautomaten bundesweit in die Luft geflogen, mit teils beträchtlichem Schaden. Dabei ist nicht das entwendete Geld gemeint, sondern vornehmlich auch der Schaden an den Gebäuden.
Es ist bekannt, dass es sich bei den Geldautomaten-Sprengern um kriminelle Banden aus Niederlande handelt. Es gibt in unserem Nachbarland sogar Trainings-Center für Geldautomaten-Sprenger. Die Bandenmitglieder fliegen nachts in Deutschland ein, jagen die Automaten in Luft und sind in Windeseile wieder in Richtung Heimat verschwunden. Weder die Polizei noch die Banken selbst sind der Lage bisher Herr geworden. Im Gegenteil, es wird von Monat zu Monat schlimmer.
Nun scheint sich aber tatsächlich Rettung abzuzeichnen, die interessanterweise ebenfalls aus Niederlande kommt. Die Firma Mactwin hat eine Klebetechnik entwickelt, die das Automaten-Sprengen nutzlos macht. Die deutschen Sparkassen und Volksbanken denken bereits über den Einsatz vom Klebeschutz nach.
So funktioniert die Automatenschutz-Klebetechnik
Nein. Die Geldautomaten werden nicht zuklebt. Das System von Mactwin wird erst im Sprengfall aktiviert. Sollte der Automat in Luft fliegen, sorgt die Technik dafür, dass die Geldscheine zusammenkleben. Sie werden zum Klumpen geformt und lassen sich nicht mehr zählen oder einzeln abziehen. Das gesamte Bargeld wird durch die Klebetechnik vernichtet.
Einsatz in Holland effizient und erfolgreich
Wer sich die Zahlen der niederländischen Polizei ansieht, wird schnell erkennen, dass die Klebetechnik ein effektiver Schutz ist. Die Kriminellen werden abgehalten. 2013 wurde in Holland noch 129 Bankautomaten gesprengt. 2022 waren es nur noch 9 Automaten.
Laut offiziellen Angaben gibt’s in den Niederlanden ca. 5.000 Geldautomaten. Knapp 1.500 davon sind bereits mit der Klebetechnik versehen. Genau dieses Risiko im Heimatland hat dazu beigetragen, dass die Kriminellen immer mehr auf Deutschland ausgewichen sind. Das Risiko einer nutzlosen Spreng-Aktion in Holland ist mittlerweile einfach zu hoch.
Zum Vergleich: In Deutschland gibt’s rund 50.000 Geldautomaten, wobei heute noch kein einziger mit einer Klebeschutztechnik versehen ist. Fakt ist, die wird nicht so bleiben. Auf Anfrage hat der Sparkassen- und Giroverband erklärt, dass man den neuen Schutz in jedem Fall nutzen werden, an Orten wo es sinnvoll erscheint.
Umrüstung kostet einige tausend Euro
Die Kreditinstitute müssen hierfür natürlich investieren. Wirklich billig ist das Produkt „Gluefusion“, so der offizielle Handelsname nicht. Die Kosten die Schutzvorrichtung belaufen sich auf 5.000 Euro bis 6.000 Euro pro Automat. Des Weiteren kommen, so der Hersteller, zwischen 500 Euro und 1.000 Euro für den Einbau hinzu.
Bundesbank gibt grünes Licht für Einsatz
Die Abwehrtechnik wurde von der Bundesbank geprüft und für „gut“ befunden. Seitens der höchsten Finanzstelle Deutschland gibt’s keine Einwände zum Einsatz der Verklebe-Technik.
Es wird noch Zeit vergehen
Sehr schnell wird die Klebeschutz-Technik hierzulande aber nicht zu sehen sein. Es gibt – wie üblich in Deutschland – noch die eine oder andere bürokratische Hürde zu überwinden. Da es das Produkt noch nicht am deutschen Markt gibt, muss es von der Sicherheitsprüfstelle VdS verifiziert werden. Der Vorgang noch einige Monate Zeit in Anspruch nehmen. Laut Mactwin wurde der Prüfvorgang Anfang des Jahres angeschoben.
Des Weiteren müssen noch arbeitsrechtliche Dinge mit dem Spitzenverband der Deutschen Unfallversicherung geklärt werden. Der Einbau des Klebesystems ist nicht ungefährlich. Es kann zu ungewollten Sprengungen und damit zu Verletzungen der Mitarbeiter kommen. Erst wenn diese Eventualitäten von den deutschen Versicherungen abgedeckt werden, kann das holländische Unternehmen hierzulande tägig werden.
Banken versuchen sich anderweitig zu schützen
Bis zum Einbau der Klebeschutz-Vorrichtung versuchen sich die deutschen Banken und Sparkassen auf eher herkömmliche Weise zu schützen. Einige Kreditinstitute haben sich mittlerweile entschlossen, den Zugang zu den Geldautomaten nachts komplett zu verriegeln. Teilweise werden auch Security-Firmen eingesetzt, die die Geldautomaten-Standorte überwachen. Hinzu kommen Erschütterungs- und Abrissmelder sowie Videoüberwachungssysteme. Die Farbbomben haben sich bisher indes als nicht effizient erwiesen. Die Kriminellen haben auch die Geldscheine mit Verfärbungen nach der Explosion immer mitgenommen.
Abgelehnt werden von den Banken und Sparkassen indes politische Vorgaben. Ein generelles Nachtverbot für das Nutzen von Geldautomaten – wie von der Politik gefordert – wird als nicht zielführend angesehen.