Die Kreditwirtschaft hat in Deutschland in den zurückliegenden Jahren schwere Zeiten durchgemacht. Das Land ist von einer Krise zur nächsten gestolpert. Erst war es Corona, welches Deutschland lahm gelegt hat. Es folgten die steigenden Energiepreise sowie die massive Inflation. Nicht wenige Verbraucher haben ihre eigentlich geplanten Investitionen verschoben. Gleiches galt für Firmen und Selbstständige. Die Kreditnachfrage war allgemein eingebrochen.
Mittlerweile gibt’s aus Sicht de Finanzinstitute aber wieder Licht am Ende des Tunnels. Die Nachfrage nach Konsumkrediten hat enorm angezogen. Im Bereich der Unternehmenskredite für Firmen und Selbständige sind die Zuwachsraten sogar zweistellig. Wir haben die wichtigsten Daten der Kreditinstitut folgend zusammengefasst.
Die genauen Zahlen der Kreditvergabe 2022
Der Bankenfachverband hat in seiner neusten Veröffentlichung mitgeteilt, dass die deutschen Kreditinstitute, die auf Konsumgüter- und Investitionsgüter-Finanzierungen spezialisiert sind, ihr Geschäft 2022 im zweistelligen Bereich ausgebaut haben. Insgesamt wurden 122,8 Milliarden Euro an neuen Darlehen ausgereicht. Dies ist im Vergleich zu 2021 ein Anstieg von 11,4 Prozent.
Auf den privaten Konsumsektor, beispielsweise bei der Finanzierungen von Autos, sind insgesamt 56,6 Milliarden Euro entfallen. Dies ist ein Plus im Vergleich zum Vorjahr von 7,3 Prozent.
Die Unternehmen haben von den Banken im Investitionsgüter-Kreditbereich im vergangenen Jahr neu insgesamt 10,2 Milliarden Euro erhalten. Der Anstieg hier ist im wahrsten Sinne des Wortes signifikant. Das Plus zu 2021 lag bei 21,8 Prozent.
Das gesamte Kreditvolumen der auf Konsumenten- und Investitionsgüter spezialisierten Banken lag Ende 2022 bei 180,2 Milliarden Euro. Einbezogen in diesen Wert sind nur die Kreditinstitute, die im Bankenfachverband organisiert sind. Die Schuldsumme der Kreditnehmer ist somit im Vergleich zum Vorjahr um 4,3 Prozent angestiegen.
Sehr niedrig sei, so die Bank-Fachleute, derzeit die Kreditausfallrate. Die große Überzahl der Darlehen werden pünktlich und reibungslos bedient. Es gibt war in der aktuellen Veröffentlichung hierzu keine genauen Zahlen. Die Kreditausfälle liegen aber bei unter einem Prozent.
Die Gründe für den Anstieg der Kredite
Die Gründe für die gestiegene Kreditnachfrage liegen auf der Hand. Die eigentlich für 2020 und 2021 geplanten Investitionen oder Käufe wurde von den Unternehmen und den Privatpersonen nicht gänzlich gestrichen, sie wurden lediglich verschoben. Vor allem bei den Unternehmen kann von einem Investitionsstau gesprochen werden, der nun Step-by-Step abgearbeitet wird.
Im Jahr 2022 haben sich die Rahmenbedingungen weitestgehend stabilisiert. Sie sind für Kreditwillige nicht so gut wie vorher, sie sind aber mit einer gewissen Planungssicherheit verbunden. Obwohl die Wirtschaftstrends in Deutschland – im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern – nach unten zeigen, haben für die Firmen für ihre Geschäftsfortführung aber wieder eine Perspektive. Die erhöhten Zinsen können in die Preispolitik der Waren und Dienstleistungen eingespeist werden.
Im Bereich der Verbraucher, also der Arbeitnehmer, ist die Sicherheit der Zukunftsplanung ebenfalls weitestgehend zurückgekehrt. Wer heute in einer festen Beschäftigung ist, muss nicht unbedingt damit rechnen, dass er seinen Job in naher Zukunft verliert. Geld ist da, Kredite können bedient werden.
Ausnahme: Nachfrage nach Baufinanzierungen
Während der Kreditnachfrage für die Konsumentenkredite und die Umlaufmittelkredite (Firmen) gestiegen ist, gibt’s im Finanzwesen aber einen Kreditsparte, in der die Zahlen weiterhin tief rot sind. Die Rede ist von den Baufinanzierungen. Viele Familien können sich die eigentlich gedachte Eigenheimfinanzierung momentan nicht mehr leisten. Die Zinsen sind aber hier nur ein Punkt, der zum Rückgang der Darlehensnachfrage geführt hat. Die gestiegenen Baukosten und die sehr wirre Politik im Energiesektor spielen ebenfalls eine Rolle.
Gleiches gilt übrigens nicht nur für den privaten Bausektor. Finanzierungsnachfrage für Immobilien-Projekte sind auch im gewerblichen Sektor stark rückläufig.
2023 mit weiterem Anstieg zu rechnen
Für das laufende Jahr rechnen Sie die Finanz-Experten mit einer weiterhin hohen Nachfrage nach Konsumenten- und Umlaufmittelkrediten. Der Investitionsstau auch der Krisenzeit ist noch längst nicht abgebaut.
2024 könnte dann aber ein Einbruch der Kreditnachfrage bevorstehen. Das wirtschaftliche Klima verschlechtert sich in Deutschland deutlich. Fachkräfte-Mangel und hohe Energiepreise werden viele Firmen, auch im Mittelstand, dazu bewegen, ihre Investitionen im Ausland zu tätigen. Ob die deutschen Banken diese Vorhaben dann finanzieren oder ob ausländische Kreditinstitute sich ein großes Stück vom Kuchen abschneiden, bleibt abzuwarten.