Die Aktienkurse der Banken sind in der Vorwoche im Rekord-Tempo in den Keller gerutscht. Die gesamte Finanzbranche befindet sich in Turbulenzen. Auslöser des Crashs war die Pleite der Silicon Valley Bank, der vor allem ihre Verbindungen zum Krypto-Handel zum Verhängnis geworden sind. Es folgten die Schwierigkeiten bei der Credite Suisse. Nachdem die Schweizer Nationalbank der Großbank zur Hilfe geeilt ist, hat sich die Situation wenigstens etwas wieder beruhigt.
Die wichtigsten Banken-Werte sind zum Wochenausklang wieder etwas gestiegen. Trotzdem gehen nicht wenige Finanz-Experten davon aus, dass wir uns im wahrsten Sinne des Wortes vor dem großen Sturm befinden. Aktuell scheinen vor allem in den USA zahlreiche Regionalbanken milde ausgedrückt in einer Schieflage. Der prominenteste Fall ist die First Republic Bank, die ihrem Geschäft in Kalifornien nachgeht.
Aktien-Kurse stürzen innerhalb von Stunden um 30 Prozent ab
Die Frist Republic Bank befindet sich augenscheinlich in gewaltiger Bredouille. In welchen gravierenden Schwierigkeiten das Geldhaus steckt, zeigt der Aktienkurs vom Donnerstagnachmittag. Innerhalb von nur wenigen Stunden ist der Wert der Bank um satte 30 Prozent gefallen. Im nachbörslichen Handel ging es für die Aktie der First Republic noch weiter nach unten.
Rating-Agenturen setzen die Bank Aktien vorerst auf Ramsch-Niveau
Die Reaktion der Rating-Agenturen haben erwartungsgemäß nicht auf sich warten lassen. Die First Republic Bank wurde auf Ramsch-Niveau heruntergestuft. Investitionen in die Bank bzw. Kundeneinlagen wurden mit einem möglichen Komplett-Ausfall-Risiko versehen.
Die schnelle Reaktion der Rating-Agenturen kann als normal betrachtet werden, dürfte aber der Situation der Frist Republic Bank nicht wirklich gerecht werden. Obwohl es sich um ein regionales Kreditinstitut handelt, genießt das Geldhaus über die Grenzen von Kalifornien hinaus einen guten Ruf. Die Eigenkapital-Quote und der Eigenkapitalstamm wurden in allen Bewertungen der letzten Jahre als positiv bewertet.
Krypto-Verbindung und Zinsanstieg sorgt für Probleme
Die Probleme der First Republic Bank sind augenscheinlich natürlich mit der Pleite der Silicon Valley Bank verbunden. Das Kreditinstitut hat in den zurückliegenden Monaten ähnliche Investitionen getätigt. Vornehmlich die Verbindungen zur Krypto-Szene erweisen sich mittlerweile mehr und mehr als Rohrkrepierer. Die permanenten Leitzins-Erhöhungen der FED haben dem Bankhaus ebenfalls nicht gutgetan.
Übernahme oder Beteiligung als Rettungsvariante
Trotz der aktuellen Schwierigkeiten ist es praktisch auszuschließen, dass die First Republic Bank komplett vom Bankradar verschwindet. Fachleute sind sich einig, dass das Geldhaus nicht in den sauren Apfel beißen muss, mit welchem sich die Silicon Valley Bank konfrontiert sind.
Es gibt mehrere US-Großbanken, die angeblich an der Übernahme der Silicon Valley Bank interessiert sind. Als Favoriten für einen Einstieg gelten derzeit laut Branchen-Insidern JPMorgan und Morgan Stanley. Das Management der First Republic Bank führt zudem Verhandlungen mit der Citigroup, mit der Bank of America, Goldman Sachs und mit Wells Cargo. Die Big Player der US-Finanzszene haben als ihre Fühler nach der Frist Republic Bank als überaus wahrscheinlich angesehen werden kann.
Aktuell gibt’s – so wurde aus Verhandler-Kreisen bekannt – zwei denkbare Szenarien. Der klassische Weg der „Hilfe“ wäre die komplette Übernahme. Dies würde heißen, dass die First Republic Bank in Kalifornien ein Tochterunternehmen eines „Großen“ wird, dann aber vermutlich ihre regionale Identität verliert. Die Geschäftsstruktur müsste dann an die Konzernleitlinie angepasst werden, verbunden mit entsprechenden Einsparungen und Einschränkungen. Das zweite Szenario ist eine einfache Unterstützung der Kalifornier in Form von neuem Kapital, vermutlich gelöst über ein langfristiges Darlehen. Die First Republic Bank Manager bevorzugen logischerweise diesen Weg. Laut unbestätigten Informationen von Insidern sind aber auch die US-Großbanken eher auf eine Geldunterstützung aus. Sie sind aufgrund des Aufwandes weniger an einer Komplett-Übernahme interessiert.
Weitere Regionalbanken in Problemen
Der Aktienkurs-Verfall der First Republic Bank war am Donnerstag natürlich ein „heftiges“ Ding. Richtig ist aber, dass auch andere US-Regionalbanken unter Druck geraten sind. Genannt seien an dieser Stelle als Beispiele nur die Western Alliance, die PacWest und die KeyCorp. Ihre Aktien befanden sich in einem Bereich von 10 bis 20 Prozent auf Tiefflug. Ob und inwiefern hier externe Großbanken mit Rettungsanker-Programmen tätig werden, ist nicht bekannt.
Fakt ist, dass sich US-Präsidenten Jo Biden vor wenigen Tagen genötigt sah, Großhilfen für den Banksektor in Aussicht zu stellen bzw. bereits freizugeben.