Die Landwirtschaft ist ein extrem schwieriges Geschäft, vor allem mit einem Blick auf die Finanzen. Es ist bekannt, dass ein Großteil der Landwirte auf staatliche Hilfen angewiesen ist bzw. die Unternehmen überhaupt nur durch Fördermittel aufrechterhalten kann. Die Herstellungskosten landwirtschaftlicher Produkte und die Verkaufspreise stehen in keinem „guten Verhältnis“. Richtig ist sogar, dass der finanzielle Einsatz in der Produktion über den Abgabepreisen liegt.
Genau in diese Schere hinein ist es natürlich extrem schwierig, überhaupt Investitionen durchzuführen. Wer als Landwirt von einer Bank ein Darlehen erhalt will, wird oft nur belächelt. Die Landwirtschaftliche Rentenbank ist für die Bauern oft die einzige Alternative, um an frisches Geld zu kommen. Genau diese Bank warnt nun aber in einer offiziellen Stellungnahme vor einem Investitionsstau, der in den kommenden Monaten extreme Ausmaße annehmen kann.
Landwirtschaftliche Rentenbank sieht riesige Probleme bei der Tierhaltung
Wie die Landwirtschaftliche Rentenbank auf ihrer Bilanzpressekonferenz mitteilte, gibt’s sehr große Unterschiede zwischen den landwirtschaftlichen Sektionen. Die Getreide- und Nahrungsmittelproduzenten stehen noch verhältnismäßig gut da. Ernsthafte Probleme gibt’s jedoch bei der Tierhaltung. Dabei spielt es keine Rolle auf welche Tierarten sich die Unternehmen spezialisiert haben. Schwierigkeiten gibt’s bei der Geflügel-, bei der Rinder- und bei der Schweinezucht.
Wie die Führungsriege der Bank mitteilte, ist die Nachfrage der Förderkreditanfragen in den zurückliegenden Monaten geradezu eingebrochen. Schuld sei, so die Bankvertreter, die Politik. Die Förderung der Landwirtschaftsbetriebe sei einfach nicht klar und längerfristig geregelt. Am neuen Landwirtschaftsminister Cem Özdemir lassen die Bankvertreter im wahrsten Sinne des Wortes kein gutes Haar. Es werde lediglich Symbolpolitik gemacht, ohne die finanziellen Probleme der Landwirte wirklich zu lösen.
2022 noch mit guten Zahlen
Insgesamt seien die Zahlen der Förderkredite 2022 aber noch recht gut. Vor allem im ersten Quartal 2022 war die Kreditnachfrage um fast 40 Prozent gestiegen. Im Rückblick waren die drei Monate sogar das beste Quartal des Kreditinstitutes in dessen Geschichte. Man kann an dieser Stelle aber nicht von einem wirklichen positiven Effekt sprechen, im Gegenteil. Ein Großteil der Landwirte habe langfristig geplante Investitionen einfach vorgezogen. In den Folgemonaten ist die Kreditfrage – wie beschrieben – stark, stark zurückgegangen. Insgesamt ist das Kreditgeschäft der Landwirtschaftlichen Rentenbank um über 16 Prozent eingebrochen.
Dabei muss sogar noch unterschieden werden. Ein Großteil der Landwirtschaftskredite hat nicht wirklich das Kerngeschäft der Bank betroffen. Nicht wenige Bauern haben Gelder für energetische Umstrukturierung oder für erneuerbare Energie beantragt. Die Investitionen helfen zwar die Betriebe besser auszustellen, bringen aber im eigentlichen Produktionsbereich keine Verbesserungen.
Negative Effekte in der Landwirtschaft werden 2023 sichtbar
Die Aussichten für das 2023 sind laut Rentenbank für die Landwirtschaft mehr als negativ. Es wird viele Unternehmen geben, die versuchen mit Übergangskrediten den Betrieb fortzusetzen. Für den negativen Ausblick gibt’s quasi zwei Gründe. Die Transformation in der Tierhaltung soll fortgeführt werden. Des Weiteren werden, so die Banker, die Preissteigerung erst 2023 richtig auf die Unternehmen durchschlagen. Bisher war es so, dass gerade das Futter noch vorhanden war. Die Inflation hat sich in der Landwirtschaft noch nicht wirklich bemerkbar gemacht. Der Nachholeffekt wird 2023 auch auf der Seite der Abgabepreise zu enormen Steigerung führen. Das Problem sei, das nicht wenige Landwirte langfristig an Verträge mit weiterverarbeitenden Unternehmen gebunden sind. Die nötigen Preis-Erhöhungen werden sich nicht vollständig im Verkauf widerspiegeln lassen. Die Landwirtschaftliche Rentenbank geht davon, dass zahlreiche kleinere Tierhaltungs-Landwirte zur Geschäftsaufgabe gezwungen werden.
Rentenbank will Nachhaltigkeit vorantreiben
Der Vorstand der Landwirtschaften Rentenbank hat in ihrer Stellungnahme zur aktuellen Situation zudem betont, dass man das eigene Unternehmen nachhaltiger gestalten will. Es sei gerade für eine spezialisierte Bank, Plicht an dieser Stelle mit positiven Beispiel voranzugehen. Bankenintern gibt’s einen Nachhaltigkeitsplan bis zum Jahr 2026. Ab sofort werden der Geschäfts- und der Nachhaltigkeitsbericht zusammengeführt. Beide Dinge können in der Praxis nicht mehr voneinander getrennt werden.
Ziel sei es zudem, dass Innovationsprogramm für junge Start-Up Unternehmen in der Landwirtschaft voranzutreiben. Dazu gehöre auch, dass man das eigene Auftreten an das Klientel anpasst. Die Vorstandsmitglieder der Landwirtschaftlichen Rentenbank sind zur letzten Bilanzpressekonferenz allesamt ohne Krawatte erschienen, in der Finanzwelt sicherlich eine Besonderheit.