Die Werbung bleibt im Ohr. „Wenn´s ums Geld, Sparkasse“. Über viele Jahre war der Slogan im TV und im Radio zu hören. Zuvor haben die Sparkassen mit dem Spruch „Gut für Deutschland“ geworben. Aktuell haben die Marketing-Experten der Kreditinstitute das Motto auf „Weil’s um mehr als Geld geht“ angepasst.
Neutral betrachtet, kann man sagen, dass die Sparkassen also schon immer an einer gehörigen Portion Selbstüberschätzung leiden.Die gut 360 deutschen Sparkasse genießen gegenüber anderen Banken zahlreiche, regulatorische Vorteile, die aber schlussendlich nicht den Kunden zugutekommen und mitnichten „gut für Deutschland“ sind. Die aktuell Macht-Posse um den neuen Chef-Lobbyisten der Sparkasse zeigt, dass eigentlich heißen müsste: Wenn´s um Macht geht, Sparkasse.
Ehemaliger CSU-Landrat übernimmt Sparkassen-Dachverband
Die Sparkassen in Deutschland sind im DSGV organisiert, den eigenem Dachverband. Der DSGV ist die Interessen-Organisation aller kommunalen Sparkassen. Die Hauptaufgabe vom DSGV ist Lobbyarbeit, also das Durchdrücken neuer Wünsche in der Politik bzw. in Deutschland vielmehr das Fortführen alle Vergünstigungen gegenüber den anderen Kreditinstituten.
Wer den DSGV als „politisch“ bezeichnet, dem wurde dieser Tage einmal mehr rechtgeben. Als neuer Chef wurde der ehemalige CSU-Landrat Ulrich Reuter benannt. Mit dem Finanzwesen hatte Reuter in seiner bisherigen beruflichen Karriere wenig zu tun. Er war lediglich als Landrat für seinen „eigene Sparkasse“ im Landkreis verantwortlich, als obere Aufsichtsbehörde. Erfahrung im operativen Geschäft kann Reuter nicht vorweisen. Trotzdem hat der CSU-Mann die „Wahl“ gegenüber Liane Buchholz für sich entschieden. Buchholz kann in ihren Lebenslauf auf jahrzehntelange Erfahrung in Führungspositionen der Sparkasse verweisen. Sie Bankkauffrau war zum Beispiel für die Fusion der Sparkassen-Versicherungen und der Bausparkassen verantwortlich. Bei der Wahl zum DSGV hat Wissen und berufliche Fachkompetenz aber augenscheinlich keine Rolle gespielt.
Die erste Amtshandlung von Ulrich Reuter war dann auch, dass er seinen Lebenslauf bei Wikipedia entsprechend angepasst hat. Seine Berufung war aber so schnell gekommen, dass die Veränderung zu seiner Professur zu spät eingeben wurden. Die deutschen Sparkassen haben also fortan einen obersten Lobbyisten, der erst einmal sein eigenes Profil geschönt hat. Damit dürfte Reuter in Politik zumindest hoch angesehen sein, da die Politiker bekanntlich ihre Lebensläufe ebenfalls sehr positiver gestalten.
Sparkassen sind ineffizient und teuer
Schaut man sich die verschiedensten Bankvergleiche – bei den Girokonto-Gebühren, bei den Kredit- und den Anlagezinsen oder in anderen Sektoren an – landen die Sparkassen nahezu immer auf dem letzten Platz. Eigentlich können sich die Sparkassen dem Konkurrenz-Kampf am freien Markt gegenüber den Direktbanken schon längst nicht mehr erwehren. Sie sind aber politisch geschützt und unterstützt. Die Verwaltungsstrukturen der Sparkassen sind unflexibel, überdimensional und teuer. Die ineffiziente Sparkassen-Gruppe zahlt ihren Funktionären – im Verhältnis zu den Erträgen – aber weiterhin gigantische Gehälter, die irgendwo erwirtschaftet werden müssen. Wo genau? Klar – bei den Kunden. Es sind vornehmlich die Gebühren (für dies und das), mit denen die Sparkassen ihren Reibach machen.
Schlechte Beratung und unnütze Produkte
Zum Markenkern der deutschen Sparkassen gehört es mittlerweile, dass den Kunden unnütze Produkte verkauft werden, egal ob es sich hier um Versicherungen, Geldanlagen oder Bausparverträge handelt. Die Kundenberater sind darauf getrimmt, Umsätze zu generieren. Es gibt in fast jeder Sparkassen-Zweigstelle Verkaufsziele, die zu erfüllen. Mit Mitarbeitern geht’s einzig und allein um das Erwirtschaften von Provisionen, die übrigens dann im Haus bleiben und nicht an das eigene Personal ausgeschüttet werden. Eine neutrale Beratung zu Geldangelegenheiten, mit der Darstellung von vielfältigen Produkten, gibt’s bei den Sparkasse schon längst nicht.
Genau dieses Honorar-Modell will die Europäische Union nun unterbinden. Provisionen sollen verboten werden, womit schon das erste Kampffeld von Ulrich Reuter genannt ist.
Europäische Einlagensicherung unerwünscht
Die europäische Einlagensicherung wird von den deutschen Sparkassen (sowie den Volks- und Raiffeisenbanken) ebenfalls aufs schärfste bekämpft. Der DSGV hat dabei in den zurückliegenden Jahren immer wieder hanebüchene Argumente ins Feld geführt. Angeblich würde er deutsche Kunde mit seinem Sparguthaben für das Geld der Sparer in anderen Euro-Staaten haften, in Praxis totaler Unsinn. Das Modell der europäischen Einlagensicherung ist komplett anders aufgebaut und strukturiert. Es würde Kunden aus ganz Europa sichern und gleichzeitig das europäische Bankensystem stärken, wenn da nicht die deutschen Sparkassen wären.