Alle Darlehensarten am Markt haben gemeinsam, dass der Kreditnehmer das ihm überlassen Kapital an den Kreditgeber zurückzahlen muss. Unterschiede zwischen den Krediten gibt es lediglich darin, in welchem Zeitraum dies erfolgen muss, zu welchem Zeitpunkt und wie hoch die Zinsen sind, die der Kreditnehmer zu zahlen hat. Darüber hinaus unterscheiden sich die Darlehensarten allerdings mitunter auch darin, in welcher Form die Rückzahlung erfolgen muss. So existieren am Markt hauptsächlich drei Wege, um ein Darlehen zu tilgen.
Vereinbarte Tilgung vs. Sondertilgung
Bevor wir näher auf die bereits angesprochenen drei Wege, um ein Darlehen zu tilgen, eingehen, noch eins vorweg: Gemeint sind in diesen Fällen immer vereinbarte Tilgungen und keine Sondertilgungen, die natürlich auch eine Art der Rückzahlung des Darlehensbetrages darstellen. Bei der Sondertilgung zahlen Sie einen bestimmten Teil der Restschuld oder den gesamten noch offenen Darlehensbetrag außerplanmäßig und fernab der regulären Tilgung zurück. In den folgenden Abschnitten hingegen erfahren Sie, welche unterschiedlichen Varianten es bezüglich der regulären und bei Abschluss des Kreditvertrages vereinbarten Tilgung am Markt gibt.
Welche Tilgungsformen gibt es – ein Überblick
Die Kredite, die am Finanzmarkt von den Banken angeboten werden, lassen sich bezüglich der Art sowie des Zeitpunktes der Tilgung in drei große Gruppen einteilen. Auf eine Ausnahme gehen wir an dieser Stelle nicht ein, nämlich auf den Dispositionskredit. Dort wird nämlich keine Tilgung vereinbart, auch wenn der Kunde natürlich den in Anspruch genommenen Kreditrahmen „irgendwann“ auch wieder ausgleichen muss. Stattdessen geht es um die folgenden drei Darlehens- und gleichzeitig Tilgungsvarianten:
- Annuitätendarlehen
- Tilgungsdarlehen
- Endfälliges Darlehen
Wie erfolgt die Tilgung bei Annuitätendarlehen?
Annuitätendarlehen kommen mit Abstand am häufigsten als Immobilienkredite vor. Die Annuität besteht bei diesen Krediten zum einen aus der Tilgung und zum anderen aus den Zinsen, wie es bei sehr vielen Krediten ebenso der Fall ist. Der Kunde zahlt also eine monatliche Darlehensrate, die sowohl einen Zins- als auch einen Tilgungsteil beinhaltet. Das entscheidende Merkmal bei Annuitätendarlehen im Hinblick auf den Weg der Tilgung besteht allerdings darin, dass deren Anteil an der Kreditrate kontinuierlich steigt, nämlich nach jeder Tilgungsverrechnung.
Da die Ratenhöhe jedoch immer gleich bleibt, bedeutet die steigende Tilgung natürlich zwangsläufig, dass der Zinsanteil sinkt. Aus diesem Grund wird bei Annuitätendarlehen auch immer von einer „anfänglichen Tilgung“ gesprochen, da sich die Tilgung eben prozentual während der Laufzeit verändert. Vorteilhaft bei dieser Form der Tilgung ist es, dass die Raten immer gleich bleiben, sodass der Kreditnehmer eine zuverlässige Kalkulationsgrundlage für seine monatlichen Belastungen hat.
Tilgungsdarlehen: fester Tilgungsanteil bei sinkender Darlehensrate
Die zweite Darlehensvariante, die eine etwas andere Form der Tilgung beinhaltet, ist das Tilgungsdarlehen. Dieses ist auch unter der alternativen Bezeichnung Abzahlungsdarlehen bekannt. Bei diesem Kredit bestehen die Raten zwar – wie beim Annuitätendarlehen auch – einerseits aus der Tilgung sowie zum anderen aus den Kreditzinsen. Zudem findet auch hier eine Tilgungsverrechnung statt, aber: Der Anteil der Tilgung an der Gesamtrate verändert sich nicht, wie es beim Annuitätendarlehen der Fall ist.
Der Kunde vereinbart also mit der Bank beispielsweise eine Tilgung von vier Prozent im Jahr und weiß dann, dass der Kredit in exakt 25 Jahren vollständig getilgt sein wird. Da die Tilgung beim Tilgungsdarlehen also immer den gleichen Betrag ausmacht, sinkt die monatliche Rate. Denn durch die Verrechnung der Tilgung wird die Restschuld, auf die sich die Zinsen beziehen, immer kleiner, weshalb die Zinskosten sinken. Aus diesem Grund sind Tilgungsdarlehen unter anderem bei Menschen sehr beliebt, bei denen die Tilgung bis ins Rentenalter hinein reicht, weil dann eine moderate monatliche Rate vorhanden ist.
Endfälliges Darlehen als Tilgungsvariante kaum noch genutzt
Ein dritter Weg, um Darlehen zu tilgen, ist die sogenannte endfällige Tilgung, die bei den gleichnamigen Darlehen zum Tragen kommt. Der gravierende Unterschied zu den zwei zuvor beschriebenen Tilgungsoptionen besteht darin, dass beim endfälligen Darlehen während der Laufzeit gar keine Tilgung zu leisten ist. Stattdessen sind es ausschließlich die Zinsen, die der Kreditnehmer im Zuge der monatlichen Raten an den Kreditgeber zahlt.
Die Tilgung muss beim endfälligen Darlehen erst am Fälligkeitstag vorgenommen werden, dann jedoch in einer Summe. Bei Fälligkeit muss der Kunde also den gesamten Darlehnsbetrag auf einmal zurückzahlen. Die erfordert natürlich, dass er bis dahin genügend Geld angespart hat. Daher werden solche endfälligen Darlehen nahezu immer mit einem Spar- bzw. Anlageprodukt kombiniert, wie zum Beispiel:
- Kapitallebensversicherung
- Private Rentenversicherung
- Fondssparplan (eher selten)
Diese Tatsache ist auch der Grund dafür, dass die endfällige Tilgung in der Praxis nur noch recht selten gewählt wird. Da nämlich keine Verrechnung der Tilgung wie beim Annuitäten- oder Tilgungsdarlehen vorgenommen wird, zahlt der Kreditnehmer die Zinsen immer auf den eigentlichen (hohen) Darlehensbetrag und nicht nur auf die Restschuld. Früher konnte dieser Nachteil durch gute Renditen bei den Sparformen und Produkten, die dem regelmäßigen Vermögensaufbau dienten, oft noch ausgeglichen werden.
Heute jedoch schafft man es nur noch selten, aufgrund der deutlich gesunkenen Renditen bei Kapitallebens- und privaten Rentenversicherungen diesen finanziellen Nachteil auszugleichen. Beliebter könnte die endfällige Tilgung jedoch wieder werden, wenn die Kapitalmarktzinsen am Markt deutlich gestiegen sind.
Welche Tilgung ist für mich die beste?
Bei vielen Kreditarten stellt sich die Frage nicht, welche Tilgung die beste ist, weil keine Alternativen angeboten werden. So ist es beispielsweise beim Ratenkredit nahezu immer so, dass die Rate aus dem gleichen Anteil von Tilgung und Zinsen besteht, weil keine Tilgungsverrechnung stattfindet. Beim Dispokredit besteht ohnehin keine Tilgungsverpflichtung, bis die Bank sagt, dass der Kreditrahmen gekürzt oder gestrichen wird.
Eine Auswahl gibt es vorrangig bei der Immobilienfinanzierung, denn dort können Sie sich oft zwischen Annuitäten-, Tilgungs- und endfälligem Darlehen entscheiden. Welche Lösung die beste ist, hängt von Ihrer persönlichen Situation ab, zum Beispiel, ob Sie später eine niedrigere Rate als heute wünschen oder noch an das Gelingen eines rentablen Ansparens glauben, sodass sich die endfällige Tilgung lohnen würde.